Zwischen Sparschwein und Smartphone: So lernen Kinder heute den Umgang mit Geld

16. Dezember 2024 | Frankfurt | By Juliane Schmitz-Engels
  • Taschengeld wird digital: Ein Drittel der Kinder erhält ihr Taschengeld auf eigenes Konto überwiesen.
  • Kinder möchten digital bezahlen: 29 % der Zehn- bis 18-Jährigen wollen mit Karte oder Handy zahlen.
  • Eltern haben Schwierigkeiten mit der Vermittlung der Finanzbildung: Nur der Hälfte der Eltern fällt es leicht, Geldthemen kindgerecht zu erklären.
Gesprächsthema Geld? © Foto von Vitaly Gariev / Unsplash

Gesprächsthema Geld? © Foto von Vitaly Gariev / Unsplash

Bald liegen sie wieder unter dem Weihnachtsbaum und lassen die Augen strahlen: Kleine Geldgeschenke für kleine und große Träume. Früher wurde jeder Taler im Sparschwein oder auf dem Sparbuch gespart. Doch wie gehen heute Kinder und Jugendliche mit Geld um? Zur Weihnachtszeit hat Mastercard mit der Familien-App Bling Eltern und Kinder im Alter von zehn bis 18 Jahren zum Thema Taschengeld sowie zu ihrem Umgang mit Geld befragt.

Die Ergebnisse der Familienumfrage zeigen: Kinder lernen immer früher den praktischen Umgang mit Geld. Während früher das Sparschwein die wichtigste Geldaufbewahrung war, nutzen Kinder heute vermehrt digitale Lösungen. Die zunehmende Digitalisierung stellt Eltern vor neue Herausforderungen: Sie müssen ihren Kindern helfen, den Umgang mit digitalen Zahlungsmitteln zu lernen und verantwortungsbewusst mit Geld umzugehen.

Ab der 1. Klasse: Jedes 3. Kind ab sechs Jahren bekommt Taschengeld

Finanzielle Bildung ist entscheidend für die Zukunft junger Menschen. Indem Kinder in jungen Jahren die Möglichkeit haben, eigene Erfahrungen zu sammeln, können sie selbstbewusster mit Geld umgehen und finanzielle Entscheidungen treffen.

In Deutschland ermöglichen Eltern erste Gelderfahrungen frühzeitig: Von den Befragten gibt jede:r Dritte (33 Prozent) seinem Kind ab sechs Jahren Taschengeld und fast die Hälfte (45 Prozent) tut es ab sieben Jahren.

Mit zwölf Jahren erhalten fast alle Jugendlichen (95 Prozent) Taschengeld. Über alle Altersklassen hinweg erhalten 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen regelmäßig Geld von ihren Eltern. Um die Kasse aufzubessern, verdienen 16 Prozent eigenes Geld durch Nebenjobs.

Die digitale Revolution des Taschengelds

Schon früh erhalten Kinder Taschengeld, das immer häufiger direkt aufs eigene Konto fließt. Fast jedes dritte Kind (31 Prozent) bekommt sein Taschengeld digital.

Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Überweisung zu: Bei den Zehnjährigen sind es 15 Prozent, bei den 18-Jährigen bereits 61 Prozent.

Digitale Generation, analoge Sorgen: Eltern und Kinder sprechen über Geld

Wie lernen junge Menschen den Umgang mit ihren ersten Euros – vom Bezahlen im Geschäft bis zu Online-Käufen? Eltern sind mit 79 Prozent die erste Anlaufstelle für ihre Kinder, wenn es um Finanzwissen geht. 71 Prozent von ihnen wählen dafür das persönliche Gespräch.

Offenbar sind Finanzen trotzdem kein einfaches Thema für Eltern: Nur der Hälfte von ihnen (49 Prozent) fällt die kindgerechte Vermittlung finanzieller Themen leicht, ein Viertel (26 Prozent) hat damit sogar Schwierigkeiten.

Dennoch finden 87 Prozent der Zehn- bis 18-Jährigen, dass ihre Eltern Geldthemen gut erklären. Die Mehrheit (78 Prozent) spricht mindestens einmal im Monat mit Mama oder Papa über Finanzen.

Die Herausforderung der digitalen Finanzwelt für Eltern

Dabei stehen Eltern in einer zunehmend digitalen Welt vor neuen Herausforderungen: Das Geld fließt nicht mehr nur durchs Portemonnaie, sondern zunehmend über Apps und Online-Dienste. 15 Prozent der Mütter und Väter gaben in der Umfrage an, spezielle Bezahl- und Banking-Lösungen für Kinder zu nutzen.

Fast drei Viertel (73 Prozent) halten es für wichtig, dass ihre Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Finanzen erlernen. Diese Motivation steckt oft hinter der Entscheidung für Taschengeld: Jeder Zweite (50 Prozent) zahlt Taschengeld, um die Finanzkompetenz seines Nachwuchses alltagsnah zu fördern.

Das Geld der Kinder fließt vor allem in Freizeitaktivitäten und Erlebnisse

Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen kauft mit dem Taschengeld häufiger online als offline ein: Jungen (39 Prozent) sind deutlich online-affiner als Mädchen (26 Prozent) und bei den 18-Jährigen liegt der Anteil bereits bei fast der Hälfte.

Sein Geld verwendet der Nachwuchs vor allem für Freizeitaktivitäten (50 Prozent) sowie Online-Spiele und Apps (31 Prozent), während 42 Prozent gezielt für größere Anschaffungen sparen. Junge Menschen ein durchaus bewusstes Ausgabeverhalten, in dem Erlebnisse, Freizeit und Bindung eine große Rolle spielen.

Das gilt auch für die Gen Z in Europa, wie eine aktuelle Umfrage von Mastercard zeigt: Rund zwei Drittel der 18- bis 24-Jährigen (63 Prozent) planen, in diesem Jahr mehr für Erlebnisse auszugeben – deutlich mehr als andere Altersgruppen in Europa.

Vom Bargeld zur Karte: neue Zahlungsgewohnheiten

Kinder möchten ihr Geld digital ausgeben – im Laden genauso wie online. So wollen 29 Prozent der Zehn- bis 18-Jährigen Geschäften mit Karte oder kontaktlos mit dem Handy bezahlen.

Das gilt besonders bei den Älteren: Bei den 16- bis 18-Jährigen finden 71 Prozent es wichtig, digital bezahlen zu können. Aber auch den Jüngeren ist kontaktloses Bezahlen ein Anliegen: Bei den Zehn- bis 15-Jährigen möchten 44 Prozent diese Möglichkeit nutzen. Diese Zahlen zeigen, wie Kartenzahlungen und digitale Wallets den Alltag der jungen Generation prägen.

Schummeln für Shopping? Fast ein Drittel kauft heimlich mit den Accounts der Eltern

Die Familienumfrage offenbart, dass 31 Prozent der 10- bis 18-Jährigen ohne vorherige Absprache mit der Karte oder dem Account der Eltern online einkauft. In jedem zehnten Fall ist die Summe etwas höher, bei jedem hundertsten Fall entstehen ernsthafte Probleme daraus.

Auffällig ist zudem, dass fast vier von zehn (38 Prozent) der Kinder und Jugendlichen schon einmal bei einem Online-Bezahldienst falsche Altersangaben gemacht haben, um Zugang zu erhalten.

Wer blickt durch? Hälfte der Kinder fehlt Überblick über eigene Ausgaben – Eltern auch

Die Hälfte (50 Prozent) der befragten 10- bis 18-Jährigen hat keinen genauen Überblick darüber, wofür sie ihr Geld ausgeben. Ein Viertel (26 Prozent) benötigt sogar regelmäßig zusätzliche Finanzspritzen der Eltern, wenn das Taschengeld nicht reicht.

Dabei geht es den Eltern gar nicht so anders: Nur etwas mehr als die Hälfte der Eltern (54 Prozent) glaubt, einen guten Überblick über die Ausgaben ihrer Kinder zu haben. Demgegenüber stehen 46 Prozent der Eltern, die gar keine oder nur zum Teil Kontrolle darüber haben, wofür ihre Kinder ihr Geld ausgeben.

Selbstständigkeit trifft Unsicherheit

Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Kinder und Jugendlichen finden es wichtig, frei über das eigene Geld zu entscheiden. Doch nur 42 Prozent fühlen sich im Umgang damit sicher – ein Wert, der bei den 18-Jährigen auf 35 Prozent sinkt. Im Umkehrschluss: Fast zwei Drittel der Volljährigen fehlt die Sicherheit in finanziellen Fragen. Und das in einer Phase, in der sie ins Leben starten.

Über die Frage, ob Fehler zum Lernprozess gehören, haben die Generationen unterschiedliche Ansichten: Während die Hälfte der Eltern (51 Prozent) meint, ihr Nachwuchs solle aus Fehlern lernen, sieht das nur jedes dritte Kind (36 Prozent) so.

Sparen für die Zukunft

42 Prozent der Kinder nutzen ihr Taschengeld, um für größere Anschaffungen zu sparen, wie eine Spielekonsole oder Aktivitäten wie einen Urlaub. Das klassische Sparschwein bleibt dabei bei mehr als der Hälfte (58 Prozent) beliebt.

Doch immer mehr setzen aufs eigene Konto oder Depot (61 Prozent). Dass so viele der 10- bis 18-Jährigen bereits früh sparen und investieren, kann daran liegen, dass auch Eltern (39 Prozent) zusätzlich für ihre Kinder sparen.

Die Rente im Blick?

Der demografische Wandel stellt das Rentensystem vor Herausforderungen. Ist das der nächsten Generation bewusst? Altersübergreifend erwartet jede:r zweite 10- bis 18-Jährige (52 Prozent), dass die staatliche Rente später ausreichen wird, um gut leben zu können.

Das sehen die Jüngeren offenbar kritischer als die Älteren: 68 Prozent der 16- bis 18-Jährigen, aber nur 46 Prozent der 10- bis 15-Jährigen glaubt, dass ihre Rente für ein gutes Leben reichen wird. Dabei gehen lediglich 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen davon aus, selbst vorsorgen zu müssen, um ihren Lebensstandard im Alter zu sichern.

Fazit: Finanzielle Teilhabe als Schlüssel zur Zukunft

Wie wichtig das Thema Vermögensaufbau schon ab dem Schulalter ist, zeigt der aktuelle Vorstoß der Wirtschaftsweisen: Sie möchten, dass alle Mädchen und Jungen ab sechs Jahren über ein sogenanntes “Kinderstartgeld” erste Gelderfahrungen am Kapitalmarkt sammeln und so – staatlich gestützt – vom Zinseszinseffekt profitieren.

Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer von Mastercard Deutschland

Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer von Mastercard Deutschland

„Der praktische Umgang mit Geld ermöglicht Kindern und Jugendlichen, eigene Erfahrungen zu sammeln – und auch Fehler zu machen. Diese Art der finanziellen Bildung ist unbezahlbar und fördert die finanzielle Kompetenz junger Menschen“, erläutert Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer von Mastercard Deutschland. „Je früher Menschen Finanzkompetenz erwerben, desto besser können sie Entscheidungen im Alltag treffen, die sich auf ihre Finanzen auswirken – vom Verhandeln des Taschengeldes bis zum ersten Job oder dem Sparen für den Urlaub.“

Nils Feigenwinter, CEO und Mitgründer von Bling

Nils Feigenwinter, CEO und Mitgründer von Bling

Nils Feigenwinter, der CEO und Mitgründer von Bling, kommentiert: „Finanzielle Bildung für unsere Kinder war noch nie so wichtig wie heute. Digitale Lösungen bieten einzigartige Chancen, junge Menschen auf ihre finanzielle Zukunft vorzubereiten. Es liegt an uns, ihnen den verantwortungsvollen Umgang mit Geld in einer immer digitaler werdenden Welt beizubringen.“

Am Ende bleibt die Frage: Wie gelingt es, diese digitale und zunehmend bargeldlose Generation gut auf die finanziellen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten? Sie steht vor finanziellen Herausforderungen, die sie gern annehmen möchte: Sie wollen Verantwortung übernehmen, doch es ist klar, dass sie noch nicht alle Werkzeuge dafür haben. Die Eltern versuchen, den Spagat zwischen Anleitung und Freiheit zu schaffen, aber oft fehlt ihnen selbst das Wissen über die digitale Finanzwelt. Doch der Wille ist da, um mit den eigenen Kindern über Finanzen zu sprechen. Viele haben verstanden, dass finanzielle Teilhabe und Bildung der Schlüssel dafür ist, die nächste Generation fit für die Zukunft zu machen.

Drei Tipps für Eltern von der Finanzbildungsexpertin Anissa Brinkhoff

Anissa Brinkhoff, Finanzjournalistin und Expertin für Finanzbildung, hat folgende Vorschläge, wie man Kindern Finanzkompetenz gut vermitteln kann.

Anissa Brinkhoff, Finanzbildungsexpertin und Mitglied des Education Boards von Bling

Anissa Brinkhoff, Finanzbildungsexpertin und Mitglied des Education Boards von Bling

Offen über Geld reden
Kinder bekommen alles mit, wie Eltern nur zu gut wissen. Dementsprechend auch, ob über Geld Zuhause gesprochen wird – oder nicht. Ob über Geld gestritten wird, ob Geld ein stressiges Thema ist oder es sogar finanzielle Probleme gibt. Je offener Sie selbst damit umgehen, desto leichter machen Sie Ihrem Kind den Zugang und vermitteln die Selbstverständlichkeit, mit der Finanzthemen jeden Aspekt unseres Lebens beeinflussen.

Sparen, Ausgeben
Das klassische Sparschwein kann für den Start ein super Hilfsmittel im Kleinkindalter sein. So lernt das Kind mit anfassbarem Geld die Unterschiede zwischen Sparen und Ausgeben – und sogar zu budgetieren. Ihr Kind will eine neue Hörspielfigur? Dann kann es ja dafür jede Woche ein bisschen sparen und sich trotzdem eine Süßigkeitentüte beim Kiosk kaufen. Und es lernt dabei, dass es eben länger dauert, bis es sie sich leisten kann, wenn zu der Süßigkeitentüte noch eine Zeitschrift dazukommt.

Digitale Tools zusammen entdecken
Probieren Sie gemeinsam kindgerechte Finanz-Apps oder Online-Banking aus, die den Umgang mit Geld digital abbilden. So können Sie Ihr Kind auf die Realität des bargeldlosen Zahlungsverkehrs vorbereiten.

Methodik
Für die Studie im Auftrag von Mastercard in Zusammenarbeit mit dem Familien-App Bling hat das Marktforschungsunternehmen INNOFACT eine Stichprobe von 1.020 Personen im Alter von zehn bis 18 Jahren sowie 1.020 Eltern (zwischen 25 und 69 Jahren) von 10- bis 18-jährigen Kindern befragt. Die Befragung wurde im Juli 2024 durchgeführt.

Für “Stockings full of memories: European Gen Z's love for experiential gifts” führte Mastercard zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen Vitreous World eine Umfrage durch, um die Verschiebung der Verbraucherpräferenzen in Richtung Erlebnisorientierung besser zu verstehen. Die Feldarbeit fand vom 2. bis 9. Januar 2024 statt. Insgesamt wurden 14,125 Personen in 20 europäischen Ländern befragt, davon 1.005 in Deutschland. Die Umfrage wurde in folgenden Ländern durchgeführt: Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Niederlande, Österreich, Polen, Spanien, Tschechische Republik, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien und Zypern.

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Juliane Schmitz-Engels, Director, Communications Germany and Switzerland

Über Mastercard (NYSE: MA), www.mastercard.com

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