Mastercard-Studie zur Rolle von Familien bei der Finanzbildung: Familie prägt das Finanzwissen, während KI als Finanzratgeber relevanter wird

7. Mai 2024 | Frankfurt | Von Juliane Schmitz-Engels
  • Eltern sind für ein Drittel der Deutschen die wichtigste Quelle für Finanzwissen. 
  • Jede:r zweite Befragte sagt, dass Finanzen von klein auf im Familienkreis regelmäßig besprochen wurden. 
  • Im Erwachsenenalter konsultiert jede:r Vierte bei Finanzfragen die Eltern.
  • Fast jede:r Zehnte nutzt bei konkreten Finanzfragen bereits KI-Tools.
  • Jede:r fünfte Deutsche weiß nicht, wo er/sie sich finanziellen Rat holen soll.

 

Anlässlich des Vatertags am 9. Mai und Muttertags am 12. Mai untersuchte Mastercard in einer europaweiten Umfrage, wie groß der Einfluss der Familie auf den Umgang mit Finanzen ist und wo Menschen Rat bei Geldthemen suchen. Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit Geld beizubringen, ist der Mehrheit der Eltern sehr wichtig. Finanzthemen stehen selten auf dem Lehrplan der Schulen, sodass sich viele erst mit Eintritt ins Berufsleben damit auseinandersetzen. Stellt sich die Frage: Wie groß ist der Einfluss unserer Familie und unserer Eltern auf unser Finanzwissen? Und welche Rolle spielt die Familie bis ins Erwachsenenalter?

Nicht nur Rechnen will gelernt sein, auch Finanzthemen © Unsplash

Nicht nur Rechnen will gelernt sein, auch Finanzthemen © Unsplash

Eltern prägen das Finanzwissen in Europa, aber: Deutschland auf vorletzten Platz

Die Familie und speziell die Eltern sind in Deutschland die wichtigste Quelle für die Vermittlung von Finanzwissen (33 Prozent). Töchter fragen dabei häufiger um Rat bei ihren Eltern (36 Prozent) als Söhne (30 Prozent). Obwohl jede:r dritte Deutsche die Familie als prägend für ihr aktuelles Finanzwissen angibt, belegt Deutschland im Vergleich nur den vorletzten Platz vor Spanien. Bei unseren Nachbar:innen in Frankreich (47 Prozent), Belgien und der Schweiz (je 46 Prozent) sowie in Österreich (45 Prozent) ist hier die Rolle der Familie deutlich ausgeprägter. 

Mütter liegen knapp vor Vätern, wenn es um finanzielle Ratschläge geht

Eltern bleiben für ihre Kinder im Erwachsenenalter eine wichtige Anlaufstelle und sind Bestandteil des Entscheidungsprozesses. Geht es um konkrete Fragestellungen rund um Finanzthemen, wendet sich ein Viertel der Befragten (25 Prozent) hierzulande für Rat an die Eltern. Für 13 Prozent der Deutschen ist die Mutter die erste Anlaufstelle, 12 Prozent holen sich Rat beim Vater. Bei Töchtern steht die Mutter (15 Prozent) etwas höher im Kurs als der Vater (11 Prozent). Bei den Söhnen liegen beide Elternteile nahezu gleichauf: 12 Prozent die Väter und 11 Prozent die Mütter.

Über Geld spricht man nicht? Zumindest in einem Drittel der deutschen Familien

Jede:r zweite Befragte (52 Prozent) aus Deutschland gibt an, bereits von klein auf mit Finanzthemen im Familienkreis in Berührung gekommen zu sein. So sagt fast jede:r dritte Befragte (29 Prozent), dass in der Kindheit und Jugend regelmäßig über Finanzthemen gesprochen wurde. Ein weiteres Viertel (24 Prozent) sagt jedoch, dass Finanzthemen nicht ausführlich genug diskutiert wurden. Im Erwachsenenalter nimmt der Austausch zu: Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) sprechen mit ihren Eltern über Finanzthemen – die Hälfte der Befragten sogar regelmäßig. 

Trotzdem ist das nicht in allen Familien so. Ein Drittel der Studienteilnehmer:innen berichtet, dass finanzielle Themen in ihrer Kindheit und Jugend ein Tabuthema waren und nie besprochen wurden. Das geht selbst im Erwachsenenalter noch 17 Prozent der Befragten so. Bei Franzosen (19 Prozent) und Briten (20 Prozent) ist dieser Anteil höher. Besorgniserregend ist, dass vielen eine passende Anlaufstelle fehlt, wenn es um Finanzthemen geht. Immerhin ein Fünftel der befragten Deutschen gibt an, dass sie niemanden haben, den sie um finanziellen Rat bitten können.

KI-Tools sind als Finanzratgeber im Kommen und liegen vor Influencer:innen

Wenn es um konkrete finanzielle Fragestellungen und Rat geht, holen sich bereits acht Prozent der Deutschen Antworten bei KI-Tools. Jedoch liegen die Männer (10 Prozent) deutlich vor den Frauen (6 Prozent). Besonders stark nutzen die Menschen in Portugal (14 Prozent) und Polen (13 Prozent) KI-Tools für konkrete Finanzfragen. Die neue Technologie – wie zum Beispiel ChatGPT – ist seit gut anderthalb Jahren für Endverbraucher:innen zugänglich. Hierzulande liegt Künstliche Intelligenz bei Finanzfragen nur knapp hinter Kolleg:innen (10 Prozent) und vor Social-Media-Influencer:innen (5 Prozent).

Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer bei Mastercard Deutschland © Mastercard

Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer bei Mastercard Deutschland © Mastercard

„Der Austausch und das Sprechen über Finanzthemen im Familienkreis ist enorm wichtig, um Offenheit und Interesse an diesen Themen zu schaffen. Die fehlende Thematisierung und zu geringe Auseinandersetzung scheinen dazu zu führen, dass Menschen im Erwachsenenalter keine konkreten Anlaufstellen für Finanzfragen haben. Eine interessante Entwicklung ist, dass sich Verbraucher:innen immer stärker Rat bei KI-Tools suchen“, erläutert Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer bei Mastercard Deutschland, die Studienergebnisse.

Rund jede:r Zweite will klügere Entscheidungen für den Vermögensaufbau treffen

Im Umgang mit ihren Finanzkenntnissen fühlen sich 41 Prozent der Deutschen sicher. Hierbei zeigen sich leichte Unterschiede zwischen Männern (45 Prozent) und Frauen (37 Prozent). Dennoch hat jede:r fünfte Befragte wenig Vertrauen in die eigenen finanziellen Entscheidungen. Die Hälfte der Befragten (46 Prozent) wünscht sich klügere Entscheidungen für den Vermögensaufbau. Fast vier von zehn Deutschen (37 Prozent) wollen sich dafür informieren und beraten lassen, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. 

Methodik
Die Untersuchung basiert auf den Ergebnissen einer repräsentativen, vom Forschungsinstitut Vitreous World im Auftrag von Mastercard durchgeführten Online-Panelstudie unter Frauen und Männern im Alter von 18 bis 64 Jahren. Vom 2. bis 7. Januar 2024 wurden 12.146 Personen – jeweils eintausend Personen – in folgenden zwölf europäischen Ländern befragt: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kroatien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweiz, Spanien und die Tschechische Republik. In Deutschland nahmen 1.015 Menschen an der Umfrage teil.

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Juliane Schmitz-Engels, Director, Communications Germany and Switzerland