Kaufkraft plus Verfolgung des Kohlendioxid-Fußabdrucks
20. Oktober 2020Vor vier Jahren suchten die Berater für Dienstleistungsinnovationen Johan Pihl und Mathias Wikström nach Möglichkeiten, die Arbeit der Bank of Åland, einer finnischen Bank mit Hauptsitz auf den Åland-Inseln der Ostsee, im Bereich der sozialen Verantwortung von Unternehmen zu unterstützen. Sie wollten über ein Markenartikel oder ein alltägliches Werbegeschenk hinaus denken – und etwas Inspirierendes bieten.
Also wandten sie sich dem Meer zu. Nach Jahrhunderten, in denen Fabriken Abgase und Kohlendioxid in die Luft über Åland abgaben, war das Wasser rund um Åland in einem schrecklichen Zustand. Die Umweltverschmutzung tötete das Meeresleben und vergiftete Fische. Tonnen von Plastikflaschen, Säcken und giftigen Rückständen wurden in den neun Staaten, von denen die Ostsee umgeben ist, an Land gespült. Nur wenige Orte auf der Erde haben die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens auf die Umwelt so direkt erlebt.
Pihl und Wikström haben sich eine Möglichkeit ausgedacht, wie man persönlich dazu beitragen kann, den Trend umzukehren, und zwar durch eine mobile App, die Nutzern Methoden zur Berechnung des Kohlendioxid-Fußabdrucks ihrer Kreditkartenzahlungen zugänglich macht. Die Idee hat bei der Bank of Åland wunderbar funktioniert und gezeigt, wie wirkungsvoll eine Kreditkarte sein kann. „Die Kreditkarte ist etwas, das wir jeden Tag benutzen“, sagt Pihl. „Wenn wir ihren Zweck ändern könnten, um Transparenz und Verantwortung zu gewährleisten, wäre das aus unserer Sicht ein wirklich überwältigendes Vorhaben“.
Inspiriert, die Idee im übrigen Teil der Welt bekanntzumachen, gründeten sie Doconomy, ein Finanztechnologieunternehmen, das Karteninhabern hilft, ihr eigenes Geld – und wie es ausgegeben wird – als Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels einzusetzen.
Mastercard erkannte auch das Potenzial und brachte in Zusammenarbeit mit Doconomy den Aland-Index auf den Markt – ein Instrument, das Karteninhabern Einblick in ihren Kohlendioxid-Fußabdruck gibt, indem es jeden per Karte getätigten Kauf mit dessen Auswirkungen auf den Planeten in Verbindung bringt.
Aufbauend auf dieser Grundlage kündigten sie 2018 die DO Mastercard an. Die DO-Karte, die durch den Åland-Index und den DO-Service von Doconomy unterstützt wird, hilft Nutzern, durch Spenden an Klimaprojekte, die von den Vereinten Nationen zertifiziert sind, ihren Kohlendioxid-Fußabdruck zu verfolgen, zu verstehen und zu reduzieren. Die DO-Karte ist nicht nur aus biologisch abbaubarem Material hergestellt, sondern Doconomy entfernte auch den Magnetstreifen, um Ressourcen zu sparen, da Mastercard nun sicherere Methoden zur Authentifizierung bietet, wie z. B. Chips, PIN-Nummern und Biometrie.
Seit 2019 steht der Aland-Index jeder Mastercard-ausgebenden Bank zur Verfügung, und ab dem nächsten Jahr wird der Index im Mastercard-Netzwerk gehostet. Dann haben Banken die Möglichkeit, den Index nahtlos über Mastercard-APIs zu integrieren und mehr Karteninhaber zu erreichen, indem sie diese über ihren Einfluss auf die Umwelt aufklären und idealerweise von Veränderungen überzeugen.
„Wir haben die Verantwortung, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen, das nicht auf Kosten der Umwelt geht, und naturbasierte Lösungen wie diese können tatsächlich dazu beitragen, den Planeten zu heilen“, sagt Jorn Lambert, Chief Digital Officer von Mastercard. „Digitale Technologie und innovative Partnerschaften können wirklich zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen“.
Doconomy hilft anderen Unternehmen bereits dabei, nachhaltiger zu werden, indem es kürzlich seinen 2030-Rechner auf den Markt gebracht hat, der Marken eine kostenlose und transparente Möglichkeit bietet, den Kohlendioxid-Fußabdruck ihrer Produkte zu berechnen. Es handelt sich dabei um Informationen, die Verbraucher nutzen können, um fundiertere Kaufentscheidungen zu treffen – eine Fähigkeit, die für kleinere Unternehmen normalerweise außer Reichweite ist. Die Beta-Version ermöglicht Präzisionsberechnungen für Bekleidungsfirmen, aber Marken aus anderen Kategorien, die von Lebensmitteln bis hin zu Möbeln reichen, werden bald neue Datenquellen gemeinsam nutzen oder finanzieren. „Wenn man mit diesen Informationen das Verständnis der Verbraucher erweitert, wird der Markt für nachhaltige Produkte wachsen“, sagt Pihl.
Doconomy ist Anfang des Jahres dem Startup-Engagement-Programm Start Path von Mastercard beigetreten, um das globale Netzwerk des Unternehmens zur Skalierung seiner Lösungen zu nutzen und andere zu inspirieren, aktiv positive Veränderungen herbeizuführen. All diese Arbeiten fließen in das ehrgeizige Ziel von Doconomy ein: 500 Millionen Menschen weltweit dazu bewegen, ihr Verhalten zu ändern. Das würde dazu beitragen, die Darstellung der UNO zu korrigieren, die besagt, dass die Welt ihre Kohlendioxidemissionen bis 2030 halbieren muss, um eine Umweltkatastrophe abzuwenden.
Es ist eine große Aufgabe, aber Wilkström bleibt hoffnungsvoll. „Die Menschen stellen Zusammenhänge her“, sagt er. „Sie sehen, wie ihre Gesundheit mit der Gesundheit der Gesellschaft verbunden ist, und die Gesundheit der Gesellschaft ist mit der Gesundheit des Planeten verbunden.“