Warum sich dieser Maestro nach 30 Jahren zur Ruhe setzt
19. Oktober 2021 | Von Valerie Nowak1991 legte Tim Berners-Lee den Schalter um für eine – wie er es in einem Antrag an seine Vorgesetzten bei der berühmten Schweizer Forschungseinrichtung CERN ursprünglich beschrieben hatte – „große Hypertext-Datenbank mit typisierten Links“. Später entschied er sich dann doch für den etwas griffigeren Namen World Wide Web.
Im selben Jahr startete Mastercard seine Maestro Debitkartenmarke. Dieses weltweit erste Online-Point-of-Sale-Debit-Netzwerk gab den Karteninhabern sicheren Zugriff auf ihr Geld unabhängig von ihrem Aufenthaltsort. Denn obwohl die Debitkarte – und ihr „Partner in Cash“, der Geldautomat – schon seit vielen Jahren etabliert war, beschleunigte erst der Aufstieg des Lastschriftnetzes den Niedergang der Schecks und Traveller-Schecks im Papierformat.
Maestro wurde so effektiv zur einzigen europaweiten Debit-Marke, die nahezu überall in Europa akzeptiert wurde. Mittlerweile sind tatsächlich über 400 Millionen Karten im Umlauf.
Aber in 30 Jahren hat sich viel geändert – so wie sich auch in den vergangenen 20 Monaten viel geändert hat, in denen das World Wide Web im Grunde genommen zu unserer ganzen Welt wurde. Wir leben mittlerweile ein deutlich digitaleres Leben und lernen, arbeiten, tauschen uns aus und geben unser Geld online aus. Unternehmen jeder Größenordnung – sogar die kleinsten – haben darauf mit ausgeweiteten, digitalen Präsenzen und Online-Bezahlmöglichkeiten reagiert.
Und nun, wo das Wachstum im Onlinehandel das im Einzelhandel weit übertrifft, wird es Zeit, die Maestro-Karten zu erneuern. Nachdem sie ursprünglich für eine physische Welt geschaffen wurden, können Maestro-Karten nicht durchgängig für Zahlungen im Onlinehandel genutzt werden, unter anderem weil die Nummernkonventionen der Maestro-Karten (bis zu 19 Ziffern) nicht mit den üblicherweise genutzten E-Commerce-Portalen kompatibel ist.
Nichtsdestotrotz ist die Debitkarte für viele Menschen das bevorzugte Zahlungsmittel und ihre Verwendung sollte nicht davon abhängen, ob sich ihr Besitzer in einem physischen Laden oder auf der bevorzugten Onlinehandelsplattform befindet.
Daher werden ab dem 1. Juli 2023 Banken und andere Kartenanbieter damit beginnen, abgelaufene oder verlorene Maestro-Karten zu ersetzen. Beispielsweise mit einer Debit-Mastercard, die überall dort akzeptiert wird, wo Mastercard online und offline akzeptiert wird, unabhängig davon, ob man im Heimatort oder im Ausland damit bezahlt – und global betrachtet wird Mastercard an deutlich mehr Orten akzeptiert als Maestro.
Dabei geht es nicht ausschließlich um die Fähigkeit, eine Debit-Karte einfacher und problemloser in einer digitalen Umgebung zu nutzen. So kann eine Debit-Mastercard beispielsweise auch – genauso wie eine Mastercard Kreditkarte – dazu genutzt werden, für Reisebuchungen zu bürgen.
In manchen Fällen kann es sogar vorkommen, dass Banken schon vor dem 1. Juli 2023 damit beginnen, ihre Kunden mit neuen Debitkarten auszustatten. Aber auf jeden Fall werden in Europa ab diesem Datum keine neuen Maestro-Karten mehr ausgegeben.
Als Karteninhaber müssen Sie nichts tun. Sobald Ihre Maestro-Karte abläuft (nach dem 1. Juli 2023), wird Ihnen Ihre Bank ganz einfach eine neue Debitkarte zusenden. Diese wird, genauso wie Ihre Maestro-Karte, mit Ihrem aktuellen Konto verknüpft sein und auch genauso funktionieren – nur mit deutlich mehr Funktionalitäten, um Ihr Einkaufs- und Reiseerlebnis problemlos zu gestalten.
Maestro hat mitgeholfen, die Art, wie wir bezahlen, zu verändern. Aber die Welt hat sich auch weiterentwickelt – genauso wie unsere Karten. Vorbei sind Magnetstreifen, Unterschriftenfelder und Einwegkunststoffe. Stattdessen werden nun Chipkarten, Fingerabdruck-Authentifizierung und recycelte beziehungsweise organische Materialien genutzt. Die schrittweise Ablösung von Maestro durch die Debit-Mastercard ist nichts anderes. Es ist einfach an der Zeit, das intelligente, sichere und reibungslose Erlebnis, das die Menschen bei der Verwendung ihrer Debitkarte in der physischen Welt zu schätzen gelernt haben, an den digitalen Lifestyle von heute anzupassen.